Der Begriff des Traumas wird in unserer Umgangssprache häufig nicht korrekt verwendet. Nicht alles was wir oder unsere Pferde an schlechten Dingen erleben, wird zu einem Trauma. Aber alles was zu einem Trauma wird, wird immer wieder erlebt. Und das meist unerwünschte oder auch gefährliche Verhalten tritt in Situationen auf, die nichts mehr mit der ursprünglichen Situation zu tun haben. Hier sprechen wir von Traumafolgestörungen.
Es gibt einen großen Unterschied zwischen "Mein Pferd hat da schlechte Erfahrungen gemacht" und "Davon hat sich mein Pferd ein Trauma zurück behalten."
Eine schlechte Erfahrung lässt sich in der Regel mit gutem Training, Geduld und Ruhe wieder korrigieren. Dein Pferd muss dafür viele positive Erfahrungen sammeln um die alte, schlechte Erfahrung wieder überschreiben zu können.
Bei einem Trauma jedoch, wird das Erlebte nicht als Erinnerung abgespeichert. Es kann somit nicht in die Lebensgeschichte integriert werden. Bei einem Trauma werden Prozesse im Gehirn langfristig verändert. Deine Pferd ist nicht mehr in der Lage, zwischen Verhalten A oder B zu wählen. Du kannst dir das so vorstellen, als hätte dein Pferd (oder auch der traumatisierte Mensch) viele hundert Puzzleteile im Kopf und es bekommt diese einfach nicht richtig zusammen, egal wie sehr es sich anstrengt.
Ein Trauma bekommt man allein mit gutem Training nicht in den Griff. Man kann damit zwar sehr gute Stabilisierungsarbeit leisten und das Stresslevel möglichst niedrig halten, aber man kann es nicht nachhaltig auflösen. Diese Stabilisierungsarbeit ist immens wichtig, steht aber eigentlich an zweiter Stelle. Im ersten Schritt muss das Trauma aufgelöst und verarbeitet werden. Das was bisher nicht passieren konnte muss ausgelöst werden: es muss in die Lebensgeschichte integriert werden.
Erst, wenn das Trauma aufgelöst und somit verarbeitet wird, ist eine positive, dauerhafte und vollständige Verhaltensänderung möglich. Das unterscheidet ein Trauma von schlechten Erfahrungen.
Außerdem sorgt ein Trauma auch immer für körperliche Reaktionen. Zum einen in der akuten Situation, in der das Trauma entsteht sowie in Momenten der Retraumatisierung. In der Regel zeigt sich das Trauma auch immer im Alltag im Körper, losgelöst von akuten Momenten in denen Trigger wirken. Es zeigt sich häufig durch einen permanent viel zu hohen Muskeltonus, diffusem Husten den kein Tierarzt richtig erklären kann, nicht korrekte Gangbilder, immer wiederkehrende Lahmheiten die kaum zu erklären sind, permanente Verdauungsprobleme; um nur einige wenige Symptome zu nennen. Diese Symptome können natürlich auch für andere Krankheiten stehen, aber: wenn alles abgeklärt ist und es keine zufriedenstellende medizinische Erklärung gibt, sollte man an ein Trauma denken. Vielleicht weißt du ja auch von den schwierigen Lebensumständen deines Pferdes, bevor es zu dir kam?! Dann solltest du ein Trauma in Betracht ziehen.
Du kannst dir ein Trauma wie einen Splitter im Gehirn deines Pferdes vorstellen. Und so lange dieser Splitter nicht entfernt wurde, wird er weitere entzündliche Prozesse anregen und für Krankheit auf physischer wie psychischer Ebene sorgen. Dauerhafte Verbesserung kann erst stattfinden, wenn der Splitter entfernt wird und alte Wunden heilen dürfen.
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